Existenzgründungsberatung an der Handwerkskammer

Existenzgründungsberatung an der Handwerkskammer

Diesen Weg gehst du nicht alleine

Birgit Heldermann von der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld berät Handwerker bei der Existenzgründung oder der Betriebsübernahme und hilft auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Im Interview mit handfest erzählt sie, was Gründer alles für eine erfolgreiche Gründung mitbringen müssen und welche Hürden man dabei umschiffen muss.

Wie helfen Sie bei der Existenzgründung?

Nachdem die angehenden Existenzgründer den Gründungsworkshop unserer Handwerkskammer besucht haben, führen wir Einzelgespräche, in denen wir besprechen, was auf sie zukommt, welche Unterlagen benötigt werden und was es alles zu beachten gilt. Wir sind bei der Planungsrechnung behilflich und informieren natürlich über die diversen Fördermöglichkeiten. Außerdem helfen wir bei der Erstellung des Konzepts zur Existenzgründung oder besprechen den Businessplan, wenn die Gründer bereits einen ausgearbeitet haben.

Was sollte ein Existenzgründungskonzept enthalten?

Die Gründer sollten aufstellen, welche Investitionen für die Gründung erforderlich sind, wie der Finanzierungsplan dafür aussieht und woher das entsprechende Geld kommen soll. Im Zuge dessen finden wir heraus, welche Förderungen überhaupt möglich sind.

Was ist bei einer Gründung besonders wichtig?

An erster Stelle: Planung, Planung, Planung. Wenn man da Fehler macht, kann sich das später böse rächen. Es muss auch klar sein, dass der Zeitaufwand für eine selbstständige Tätigkeit hoch ist. Mit einer 40-Stunden-Woche kommt man selten hin. Ich habe noch keinen erfolgreichen Handwerker getroffen, der über zu viel freie Zeit geklagt hat. Auch muss man nun selbst den Kopf hinhalten, wenn etwas schiefläuft und einspringen, wenn Mitarbeiter ausfallen. Man muss aushalten können, wenn das Geld vielleicht mal nicht so flüssig fließt. Man braucht den Rückhalt in der Familie – eventuell muss der Partner auch mal mithelfen. Und man darf die notwendigen finanziellen Mittel nicht zu knapp kalkulieren.

Ist zu knappe Kalkulation einer der häufigsten Fehler?

Ja, definitiv. Es werden leider zu oft zu geringe Investitions- und Betriebsmittel eingeplant. Daneben spielt oft Zeitdruck eine Rolle. Viele unterschreiben Miet- oder Kaufverträge, ehe sie mit der Bank über die Finanzierung gesprochen haben oder melden einfach ein Gewerbe an. Dann haben sie im Normalfall keinen Anspruch mehr auf Fördermittel, da sie die Gründung bereits gestartet haben.

Was muss man bei einer Betriebsübernahme beachten?

Man sollte sich die Zeit nehmen, den Betrieb, seine Mitarbeiter, die Lieferanten, die Strukturen und natürlich die Kunden kennenzulernen, um die Erfolgsaussichten einschätzen und sich auf einen realistischen Kaufpreis einigen zu können. Das finanzielle Risiko ist bei einer Übernahme immer größer, als bei einer Neugründung, da man einen Maschinenpark, den Kundenstamm oder sogar eine Immobilie übernimmt. Dafür fängt man nicht bei null an, sondern ist im besten Fall Inhaber eines gut laufenden Betriebs.

Was ist die größte Hürde, die man bei der Gründung oder Betriebsübernahme nehmen muss?

Die nötigen finanziellen Mittel zu erhalten. Wenn man kein Geld von der Bank bekommt, ist es gelaufen. Das Finanzierungsgespräch bei der Bank ist der Dreh- und Angelpunkt.

Welche Kosten entstehen bei Ihrer Beratung?

Keine! Unsere Beratung ist kostenlos.

Finanzielle Förderung für die Existenzgründung oder die Betriebsübernahme

Wer einen Betrieb gründet oder übernimmt, kann in der Regel verschiedene Förderungen und Unterstützungsleistungen in Anspruch nehmen. Eine davon ist die Meistergründungsprämie, die es in einigen Bundesländern gibt. In Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Berlin wird der Zuschuss auch dann bezahlt, wenn sich der Meister an einem bestehenden Betrieb beteiligt. Gründer haben außerdem die Möglichkeit, spezielle Kredite für die Gründung oder die Betriebsübernahme zu beantragen, zum Beispiel das „StartGeld“ der KfW-Bank, einem zinsgünstigen Kredit von bis zu 100.000 Euro. In vielen Bundesländern gibt es weitere Fördermöglichkeiten wie das Gründerstipendium NRW in Nordrhein-Westfalen.

Zu den verschiedenen Fördermöglichkeiten kann man sich kostenlos von Expertinnen und Experten an den Handwerkskammern beraten lassen.