Sicher durch das Vorstellungsgespräch

Sicher durch das Vorstellungsgespräch

„Motivierte Kandidaten geben sich auch dadurch zu erkennen, dass sie eigene Fragen stellen“

Die letzte Hürde vor dem Start in die Ausbildung ist meist das Vorstellungsgespräch beim zukünftigen Ausbildungsbetrieb. Je näher der Termin rückt, umso größer wird die Nervosität. Aber keine Angst: Wer ein paar Tipps berücksichtigt und sich gut vor bereitet, der hat beste Chancen auf ein erfolgreiches Gespräch. „Man muss kein Knigge-Experte sein, um die Stellenzusage zu bekommen“, sagt Andreas Mohr, der zusammen mit anderen den Ratgeber „Das Vorstellungsgespräch zur Ausbildung“ verfasst hat. Im Interview mit handfest erklärt er, wie das Vorstellungsgespräch zum Erfolg wird und wie man seine Gegenüber von sich überzeugen kann.

Welche Regeln gilt es bei einem Vorstellungsgespräch für einen Ausbildungsplatz zu beachten?

Grundsätzlich geht es den Personalverantwortlichen um drei Dinge: um die fachliche Eignung, um die Motivation und um die persönliche Eignung der Bewerber. Gerade die persönliche Wirkung, das heißt, wie man auftritt und sich verhält, wird oft unterschätzt. Wie bei vielen „offizielleren“ Anlässen gelten auch im Vorstellungsgespräch einige ungeschriebene Benimmregeln.

Natürlich muss man kein Knigge-Experte sein, um die Stellenzusage zu bekommen. Aber wer sich vom anfänglichen Smalltalk bis zum finalen Händeschütteln geschickt anstellt, zeigt schon mal, dass er eine im Berufsleben sehr gefragte Fähigkeit besitzt: soziale Kompetenz.

Wie kann ich mich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten?

Zum einen dadurch, dass man sein Wissen über den Arbeitgeber auffrischt. Wie ist das Unternehmen aufgebaut, wie viele Mitarbeiter und Standorte gibt es? Was ist das Besondere an den angebotenen Produkten oder Dienstleistungen? Darüber hinaus sollte man sich noch einmal klarmachen, warum man sich für den gewählten Beruf entschieden hat und was einen am Ausbildungsbetrieb interessiert.

Fragen nach der Berufs- und Unternehmenswahl zählen zu den Standardfragen, die in jedem Vorstellungsgespräch vorkommen. Wer sich damit im Vorfeld auseinandersetzt, kann nicht nur besser einschätzen, worauf die Interviewer Wert legen, er kann sich auch Stichpunkte für seine Antworten zurechtlegen.

Um Nervosität abzubauen, empfiehlt sich ein Rollenspiel mit Freunden oder Familienmitgliedern, die die Rolle des Fragestellers übernehmen. Wenn der Tag X näher rückt, wird es schließlich Zeit, die Anreise zu planen und passende Kleidung herauszusuchen.

Wie kann ich im Gespräch einen guten Eindruck machen?

Mit einem guten Gesprächsverhalten sammelt man leicht ein paar Pluspunkte. Nehmen Sie Blickkontakt auf, gehen Sie auf die Interviewer ein, achten Sie auf eine aufrechte, offene Sitzhaltung. Man kann auch einen Stift und einen Schreibblock mitnehmen, damit man sich während des Gesprächs Notizen machen kann. Das signalisiert Aufmerksamkeit, und man kann später gezielt nachhaken.

Die Personaler sehen es gern, wenn Bewerber das Gespräch mitgestalten und man ihnen nicht alles aus der Nase ziehen muss. Ganz wichtig: Motivierte Kandidaten geben sich auch dadurch zu erkennen, dass sie eigene Fragen stellen.

Was geht gar nicht in einem Vorstellungsgespräch?

Der denkbar ungünstigste Auftakt ist es, kommentarlos zu spät zu kommen. Verzögert sich die Anfahrt, sollte man sofort Bescheid geben. Auch der ständige Blick aufs Smartphone macht keinen guten Eindruck. Peinlich wird es, wenn das Gerät mitten im Gespräch plötzlich klingelt. Manche Personaler berichten sogar von Bewerbern, die den Anruf angenommen haben. Am besten, man schaltet das Mobiltelefon vorher einfach aus und lässt es dann in der Tasche.

Vorbereitung für das Vorstellungsgespräch: Ein Überblick

– Infos über den Ausbildungsbetrieb und sein Leistungsspektrum einholen. Das Internet, Fachzeitschriften, Jahresberichte, Broschüren und Werbeprospekte des Unternehmens helfen hier oftmals weiter. Bei kleineren Unternehmen kann man sich auch mal im Kreis der Verwandten und Bekannten umhören.

– Antworten auf mögliche Fragen seitens des Betriebes sollte man bereits im Kopf parat haben. Die ersten Fragen ergeben sich meist aus der Bewerbungsmappe. Daher sollte man genau wissen, was man warum geschrieben hat.

– Einige Fragen sollten auch vom Bewerber gestellt werden. Auf diese Weise dokumentiert man Interesse und zeigt, dass man sich mit dem Beruf und dem Betrieb auseinandergesetzt hat. Auch diese lassen sich gut vorbereiten.

– Dezentes Outfit: Die Wahl der Kleidung, Haarstyling sowie eventueller Schmuck und Kosmetik sollten dem Anlass entsprechend ausgewählt werden. Keine Verkleidungen! Dezent und sympathisch kommt am besten an.

– Vorher sollte klar sein, wie man den Ausbildungsbetrieb erreicht. Um sich nicht unnötig unter Zeitdruck zu setzen ist ein ausreichender Zeitpuffer empfehlenswert. Lieber in der Nähe des Betriebes eine kurze Zeit abwarten und pünktlich kommen, als abgehetzt und gerade noch so rechtzeitig zu erscheinen.

– Nervosität ist absolut normal und verständlich. Es geht schließlich um was. Und das ist auch den Chefs bewusst. Deshalb: keine Panikattacken, wenn mal nicht sofort die perfekte Antwort aus einem heraussprudelt oder man sich verhaspelt. Ruhe bewahren, sammeln, Konzentration und weiter geht’s.

– Blickkontakt mit dem Gesprächspartner halten. Wie in einem ’normalen‘ Gespräch. Nicht anstarren, aber auch nicht mit den Augen die Umgebung scannen. Selbst wenn es interessante Dinge zu entdecken gibt.

– Unterbrich den Gesprächspartner nicht. Höre ruhig zu und antworte erst, wenn zum Beispiel die vollständige Frage gestellt wurde. Ein Vorstellungsgespräch ist kein Quiz. Und wenn man etwas nicht weiß oder korrekt verstanden hat: nachfragen.

– Eine ruhige und deutliche Aussprache ist zu empfehlen.

– Ehrlichkeit: Wer meint, mit Lügen oder Ausflüchten einer unangenehmen Gesprächssituation entgehen zu können, irrt. Klare und ehrliche Ansagen überzeugen am meisten. Auch wenn’s manchmal nicht angenehm ist und man sich ertappt fühlt. So wird beispielsweise oft gefragt, ob man regelmäßig die Tageszeitung liest. Wer daraufhin mit ‚Ja‘ antwortet, muss mit einer entsprechend inhaltlichen Diskussion rechnen.

– Am Ende sollte man sich in jedem Fall für das Vorstellungsgespräch bedanken und höflich nachfragen, bis wann man mit einer Entscheidung rechnen darf.

– Tabus im Bewerbungsgespräch: Kaugummi, Hände in den Taschen, Handyklingeln, u.ä.