Modistin Charlotte

Modistin Charlotte: Ausbildung mit Handicap

Herzlich wird man von Charlotte Müller in ihrem wunderschönen Laden „Hauptsache Charlotte“ empfangen. Mit viel Liebe zum Detail werden dort Hüte, Mützen, Kappen, Turbane und filigraner Kopfschmuck präsentiert. Mittendrin steht ein großer Arbeitstisch, an dem Charlotte die Aufträge ihrer Kunden bearbeitet, ganz neue Kreationen zaubert oder alte Hüte in neuem Glanz erstrahlen lässt.

Herzlich wird man von Charlotte Müller in ihrem wunderschönen Laden „Hauptsache Charlotte“ empfangen. Mit viel Liebe zum Detail werden dort Hüte, Mützen,…

Doch der Weg hin zur Selbstständigkeit war für die 29-Jährige Modistenmeisterin steinig. Mit elf Monaten erkrankte Charlotte an einer Meningitis, in deren Folge sie ihr Gehör verlor. Da sie schnell mit Hörgeräten versorgt wurde, lernte sie dennoch zu sprechen und verließ die Gehörlosenschule nach nur zwei Jahren auf eigenen Wunsch. Nach dem Abitur an einem „normalen“ Gymnasium und der abgeschlossenen Berufsausbildung zur Modistin, bildete sich Charlotte stets weiter; nahm sogar unbezahlten Urlaub für ein Praktikum an der Oper Düsseldorf. Kämpfen musste sie auch für die Meisterprüfung, deren fachbezogene Prüfungsteile sie sich selbst aneignete. Aber allen Widrigkeiten zum Trotz machte Charlotte stets ihr Ding und erfüllte sich den Traum, ihre eigene Chefin zu sein.

„Ich lese viel von den Lippen ab und kann dank eines Cochlea-Implantats und eines Hörgeräts fast alles hören. Wenn ich meine Kunden mal nicht verstehe, frag ich einfach nach. Ich gehe offen mit meiner Schwerhörigkeit um!“

„An meinem Beruf liebe ich die Abwechslung. Im Sommer stehen eher die feinen Arbeiten an. Da kreiere ich Haarschmuck mit Federn, Perlen oder Schleier. Im Winter sind die Arbeiten gröber. Das Filzziehen zum Beispiel ist ein ganz schöner Kraftakt“, lacht Charlotte. Und wenn man die junge Meisterin so schwärmen hört und sich gleichzeitig in ihrem traumhaften Lädchen umschaut, weiß man, warum ihr Herz für diesen Beruf schlägt.