Berufswahlexperte Johannes Wilbert
Eltern müssen vor allem gut zuhören
Johannes Wilbert vom „Institut zur Berufswahl“ führt seit 17 Jahren Berufswahl-Coachings für Jugendliche und Eltern sowie Workshops in Schulen durch. handfest hat ihn gefragt, wie Eltern ihre Kinder bei der Berufswahl unterstützen können.
Wann sollten Eltern in die Berufswahl einsteigen?
Sobald das ein Thema in der Schule wird, sollte das Elternhaus beginnen, die Berufsorientierung zu begleiten. Wie kann so eine Begleitung aussehen? Entscheidend ist es, das Kind dabei zu unterstützen, herauszufinden, was es will. Da sollte man nichts vorgeben, sondern ihm Feedback zu seinen Überlegungen geben und mit ihm ins Gespräch kommen. Die Killerfrage dabei ist: Und, weißt du schon, was du werden willst? Die tötet so viel ab. Wenn das Kind das wüsste, hätte es das schon gesagt.
Wie kann man ins Gespräch kommen?
Gut eröffnen kann man ein solches Gespräch über die eigene Biografie. Kinder finden es hochspannend zu erfahren, wie Eltern ihren Beruf kennengelernt haben. Dabei kann man auch einmal die Berufe von Verwandten und Freunden durchgehen, was die so machen und wo die arbeiten. Oder man schaut sich gemeinsam die Dinge an, die das Kind interessieren und recherchiert, welche Berufe dahinterstecken.
Welchen Fehler machen Eltern häufig?
Eltern gehen oft von den eigenen Interessen aus, die sie auf das Kind projizieren. Das versperrt den Weg, wirklich offen zu sein. Eltern müssen auch in Sachen Neugier ein Vorbild sein und sich gemeinsam mit dem Kind auch über Berufe informieren, die sie selbst noch nicht kennen.
Sie beraten auch Eltern. Welche Fragen tauchen da auf?
Sehr viele Fragen haben eine gewisse Sicherheitsorientierung: Hat dieser Beruf Zukunftsperspektiven? Verdient man da genug? Wie sind die Arbeitsmarktchancen? Diese Fragen tragen oftmals gewisse Sorgen in sich, können aber auch kontraproduktiv sein. Wir wissen nicht wirklich, wie der Arbeitsmarkt der Zukunft aussieht. Aber wenn das Kind den richtigen Beruf gefunden hat, dann hat es alle Chancen.