Für ihre Ausbildung zog Rosa in ihre erste eigene Wohnung
„An meinem ersten Arbeitstag habe ich an einem Bärenkostüm genäht – das passiert nicht vielen Maßschneidern“, erinnert sich Rosa an ihren ersten Tag in der Ausbildung.
Und auch das Modellieren von Muskeln an einem Body scheint wohl eher ausgefallen. Nicht aber für Rosa, die ihre Ausbildung zur Herrenmaßschneiderin am Theater Bielefeld absolviert. „Unser Alltag ist sehr abwechslungsreich“, erzählt die 19-Jährige, „wir passen jedes Kleidungsstück individuell an den jeweiligen Schauspieler an.“ Da kann es auch schon mal passieren, dass die eine Schulter höher angenäht werden muss als die andere. „Wir müssen sehr detailgetreu arbeiten.“ Denn nur so kann der Schauspieler auf der Bühne richtig glänzen.
Auf der Suche nach dem richtigen Beruf absolvierte Rosa mehrere Praktika
Rosa wusste wohl schon mit zwei Jahren, dass sie später mal mit Textilien zutun haben würde. „Es gibt ein Bild von mir, auf dem ich als Kleinkind auf dem Boden sitze und so tue, als würde ich nähen.“ Da lag es natürlich nahe, sich möglichst viele Textilberufe mal anzuschauen. Rosa absolvierte Praktika in einer Änderungsschneiderei, in einer Maßschneiderei, einem Textilmuseum, in einem Kurzwarengeschäft und schließlich am Theater.
Für ihre Ausbildung zog Rosa von zuhause aus
„Das Theater ist eine ganz andere Welt. Das hat mich sofort begeistert.“ Rosa wollte unbedingt ans Theater und hat sich dafür sogar deutschlandweit auf einen Ausbildungsplatz beworben. Nach ein paar Vorstellungsgesprächen und erfolgreichem Probearbeiten bekam sie die Stelle am Theater in Bielefeld und zog aus dem beschaulichen Siegen in ihre erste eigene Wohnung.
Mit ihrem Ausbildungsgehalt, dem Kindergeld und nicht allzu hohen Ansprüchen kann sie diese alleine finanzieren. Zwei Mal in der Woche pendelt sie nach Halle zur Berufsschule und lernt mit anderen angehenden Maßschneidern aus dem Handwerk und der Industrie die theoretischen Grundlagen ihres Berufs.
In der Berufsschule lernt sie von Mitschülern aus anderen Fachbereichen
„Es ist interessant in der Klasse neben Mitschülern aus anderen Fachbereichen zu sitzen und zu sehen, wie sie arbeiten. Denn es ist schon ein Unterschied, ob man ein Kleidungsstück für den Handel produziert, das dann theoretisch jedem passen muss oder man es einer Person im wahrsten Sinne auf den Leib schneidert.“ Deshalb arbeitet Rosa auch viel mit der Hand. „Die Nähmaschine schalte ich oft erst nach ein paar Stunden zum ersten Mal an.“ Somit stecken viele, viele Arbeitsstunden in den aufwändigen Kostümen, die die Zuschauer Abends nur ein paar Stunden auf der Bühne bewundern dürfen.