Gestaltungsakademie

Designstudium für Handwerker: Kreative Köpfe gesucht

Carina Monsé ist gelernte Tischlerin, Paul Sous hat eine Ausbildung zum Schilder- und Lichtreklamehersteller gemacht. Nach der Gesellenprüfung haben sich beide für ein Studium auf Gut Rosenberg, der Akademie für Handwerksdesign in Aachen, entschieden. Dort können sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ihre Berufe von einer anderen Seite entdecken.

Carina Monsé ist gelernte Tischlerin, Paul Sous hat eine Ausbildung zum Schilder- und Lichtreklamehersteller gemacht. Nach der Gesellenprüfung haben sich beide für…

Mit Holz arbeitete Carina Monsé schon immer gerne. Die 24-jährige Tischlergesellin schaute ihrem Vater von klein auf in der Werkstatt über die Schulter. In der elften Klasse machte sie dann ein Praktikum in einem Tischlerbetrieb und merkte, dass ihr Material und Arbeit gefallen. „Und dann wurde ich irgendwann gefragt, ob ich dort eine Ausbildung machen möchte. Nach meinem Abi habe ich mich für die Stelle entschieden und es war die richtige Entscheidung, denn ich habe einen wirklich tollen Betrieb erwischt“, erklärt sie. Nach der Gesellenprüfung wollte Carina eigentlich Architektur studieren. Doch das Studium war ihr zu weit weg von den eigentlichen Holzarbeiten.

Im Internet erfuhr sie dann von der Akademie für Handwerksdesign in Aachen und, dass man dort Holz- und Designarbeiten miteinander kombinieren kann. Genau das Richtige für Carina. Nach einigen „Schnuppertagen“ auf Gut Rosenberg stand für sie fest, dass Aachen ihr neues Zuhause für die nächsten drei Jahre werden wird. Dafür zog sie von Essen in eine kleine Einzimmerwohnung in der Nähe der Akademie. Ein großer Schritt, der sich jedoch gelohnt hat. „Leider ist jetzt schon ein Jahr von meinem Studium um“, sagt sie. „Ich bin sehr gerne hier, meistens von morgens bis abends. Und man kann hier auch super seine Freizeit mit den anderen Studierenden verbringen.“

„Wir sind hier keine Nummern, sondern jeder kennt jeden mit Namen. Und der Dozent kann auf die einzelnen Bedürfnisse eingehen.“
Paul, 25 Jahre

Auf Gut Rosenberg steht für die Studierenden neben dem plastischen Gestalten, dem Entwerfen und der Form- und Farbgebung auch das Schreiben von Businessplänen auf dem Stundenplan. Sie lernen neben dem praktischen Handwerksdesign auch Teile der Unternehmensführung kennen. „Und wir lernen ganz viel voneinander“, betont Carina. „Manchmal  kommt zum Beispiel eine Steinmetzin oder eine Goldschmiedin vorbei und sagt mir ihre Meinung zu meinem Projekt. Die Tipps und Anregungen sind sehr hilfreich, denn wir inspirieren uns alle gegenseitig.“

Das kann Paul Sous nur bestätigen. Der 25-jährige Schilder- und Lichtreklamehersteller ist, genau wie Carina, begeistert von der familiären Atmosphäre in der Akademie. „Wir sind hier keine Nummern, sondern jeder kennt jeden mit Namen“, erklärt er. „Dadurch, dass wir nur ungefähr 60 Studierende sind, kennt der Dozent jeden Studenten und kann auf die individuellen Bedürfnisse eingehen.“ Vor seiner dreijährigen Ausbildung machte Paul zunächst ein Praktikum bei einem Schilder- und Lichtreklamehersteller in Aachen. Durch das Praktikum und sein großes Interesse an diesem Beruf, bekam er danach den erhofften Ausbildungsplatz. Der Entstehungsprozess vom ersten Logoentwurf bis hin zum fertigen Licht- und  Reklameschriftzug an der Fassade, faszinierte ihn besonders. Und auch über die alte Technik des Siebdrucks wollte er mehr erfahren. Mit der mittleren Reife und einer Ausbildung in der Tasche, bewarb er sich dann bei Gut Rosenberg. „Zuerst dachte ich, dass man hier das Abitur braucht. Ein Dozent hat mir aber erklärt, dass man hier auch mit einer handwerklichen Berufsausbildung studieren kann. Als ich angenommen wurde, habe ich mich riesig gefreut.“

„Eine Oase in Aachen“

Umziehen musste Paul nicht, er kommt aus einem Ort in der Nähe. Das Schöne daran ist, sagt er, dass er sich in der Umgebung auskennt und anderen Studierenden, die von weit her kommen, zeigen kann, was man in Aachen sonst noch unternehmen kann. „Im Sommer liegen wir aber auch einfach hier auf der Wiese, trinken Kaffee und sprechen über unsere Ideen. Gut Rosenberg ist eine Oase in Aachen, die kaum einer kennt“, sagt er. Ums Finanzielle muss sich Paul keine Sorgen machen. Das Studium ist zwar nicht ganz günstig, aber seine Eltern unterstützen ihn. Und er konnte nach der Ausbildung auch selbst etwas Geld zur Seite legen. Carina nutzt hingegen die Möglichkeit des Meister-Bafögs. „Das ist elternunabhängig“, erklärt sie. „Trotzdem strecken meine Eltern mir aber auch noch ein bisschen Geld vor.“

Das Studium öffnet viele Türen

Paul hat jetzt noch ein Jahr auf Gut Rosenberg vor sich. Ein Jahr, in dem er noch viel ausprobieren und dazulernen möchte. Nach seinem Studium würde er gerne erst mal in einem Betrieb arbeiten und sein erlerntes Wissen anwenden. Neben dem Studium hat er mit „Street Art“ angefangen und könnte sich daher vorstellen, auch einen Fuß in die Kunstszene zu setzen, um später mit der eigenen Kunst sein Geld zu verdienen. Wie es für Carina nach dem Studium weitergeht, weiß sie noch nicht genau. Schließlich sind es ja noch zwei Jahre, die sie jetzt erst mal genießen möchte. Ein wichtiger Baustein für ihre Karriere ist auf jeden Fall die Meisterausbildung, die sie auf Gut Rosenberg studienbegleitend macht. Ob sie dann als Meisterin in einem Unternehmen oder als Planerin in einem Planungsbüro arbeitet, das ist alles noch nicht ganz sicher. „Ich habe nach dem Studium ja jede Menge Perspektiven“, erklärt sie.