Weiblich, clever, Handwerkerin: Frauen im Handwerk

Kimberly wird Kfz-Mechatronikerin. Sina lernt den Beruf Glaserin. Und Jennifer ist begeistert von ihrer Ausbildung zur Malerin und Lackiererin. In jedem dieser Berufe sind die drei eine Ausnahme, denn dort sind Frauen noch immer in der Minderheit. Warum nur?

Kimberly wird Kfz-Mechatronikerin. Sina lernt den Beruf Glaserin. Und Jennifer ist begeistert von ihrer Ausbildung zur Malerin und Lackiererin. In jedem dieser Berufe…

Zwar beginnen seit Jahren immer mehr Frauen eine Ausbildung im Handwerk und fast jede vierte Lehrstelle wird inzwischen von einer Frau besetzt, gerade in gewerblich-technischen Berufen wie im Metall- und Elektrogewerbe oder dem Bau- und Ausbaugewerbe ist der Frauenanteil aber noch immer gering. So sind in einem Beruf wie Anlagenmechanik für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik gerade einmal 1,2 Prozent der Auszubildenden weiblich, in der Kfz-Mechatronik liegt dieser Anteil bei 3,3 Prozent und auch in Tischlereien ist nur eine von zehn Auszubildenden eine Frau. Ein Grund dafür ist, dass diese Berufe immer noch als typische „Jungsberufe“ gelten.

Das ist natürlich Quatsch. Frauen im Handwerk können nicht nur Haare schneiden oder Wurst verkaufen. Sie können auch Autos reparieren, CNC-Maschinen programmieren, innovative Produkte entwerfen, Häuser bauen und Solaranlagen installieren.

Das beweisen tausende junge Frauen jeden Tag in Handwerksbetrieben, Werkstätten und auf Baustellen in ganz Deutschland. Sie hämmern, bohren, sägen und schweißen an alten Vorurteilen und zeigen, dass es im Handwerk nicht auf das Geschlecht ankommt, sondern auf Können, Interesse und Spaß an der Arbeit. Der Rest klappt dann von ganz alleine.

Jennifer, 22 Jahre, Malerin und Lackiererin, Gesellin

Warum hast du dich für deinen Beruf entschieden?

Nach dem Abi hatte ich erst mal genug vom Lernen und wollte was mit den Händen schaffen. Der Beruf ist sehr abwechslungsreich und ich finde es toll zu sehen, was ich den ganzen Tag gemacht habe.

Du gehörst zu den besten Auszubildenden in deiner Klasse und wurdest für die Begabtenförderung der Maler- und Lackiererinnung Düsseldorf ausgewählt: Wie kam das?

Bei einer überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung haben die Meister vor Ort meinen Umgang mit dem Handwerk beobachtet und mich für die Begabtenförderung ausgewählt. In diesem Seminar lernen wir alles, was Führungskräfte im Handwerk wissen und können müssen. Für die Abschlussarbeit wenden wir dann verschiedenste Gestaltungstechniken an und präsentieren die neuesten Trends im Malerhandwerk.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Die Ausbildung ist eine super Grundlage, auf der ich aufbauen möchte. Ich könnte mir vorstellen (Innen-)Architektur zu studieren, den Techniker oder den Meister zu machen. Ich will mich auf jeden Fall weiterbilden.

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Sina, 20 Jahre, Glaserin, Gesellin

„Ich fühle mich als einzige Frau in meinem Betrieb sehr wohl. Die Jungs helfen mir immer und sind meine zweite Familie geworden.“

Wie bist du in deinem Beruf gelandet?

Ich wollte nach meinem Hauptschulabschluss etwas Handwerkliches machen. Auf den Beruf der Glaserin bin ich eher zufällig gekommen, weil meine Eltern und mein Chef sich privat kennen. Ich habe mein dreiwöchiges Schülerpraktikum in meinem jetzigen Betrieb verbracht und war verwundert, welche spannenden Aufgaben im Glaserhandwerk auf mich warten.

Was gefällt dir besonders an diesem Beruf?

Es fasziniert mich immer wieder erneut, welche wunderschönen Produkte aus diesem empfindlichen Material gefertigt werden können. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Kollegen ist bestens. Es ist wie in einer Familie. Wir bestärken uns gegenseitig und können uns aufeinander verlassen. In meiner Schule bin ich früher mit meiner draufgängerischen, für Mädchen eher untypischen Art, schon mal angeeckt. Als Glaserin kann ich nun endlich so sein, wie ich bin. Das genieße ich.

Welche Tipps hast du für die richtige Berufswahl?

Mein Tipp: Probiert auch seltene Berufe aus, denn in Nischenberufen wie meinem, gibt es ungeahnte Chancen!

 

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Kimberly, 23 Jahre, Kfz-Mechatronikerin, Azubi

„Vor einem kaputten Fahrzeug stehen, die Fehler finden und beheben, Probleme lösen, das ist das, was mir an diesem Job so Spaß macht.“

Wie bist du in deinem Beruf gelandet?

Ich habe nach dem Abi angefangen, Philosophie und Germanistik zu studieren, aber schnell gemerkt, dass das nicht mein Weg ist. Ich habe mich dann an ein Praktikum erinnert, das ich während der Schulzeit in einer Autowerkstatt gemacht habe und dachte: Das ist es. Ich ließ das Studium sausen und hab mich für eine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin beworben.

Wie lief der Start in die Ausbildung?

Die ersten Tage waren natürlich aufregend, aber die Angst vor dem Neuland verging schnell: Ich wurde an die Hand genommen, gut eingelernt und wenn man dann die Kollegen kennengelernt hat und weiß, wo was ist, dann ist das alles gar kein Problem mehr. Ich bin einfach happy, hier zu sein. In der Autowerkstatt bist du als Frau ja oft noch in der Minderheit.

Ist das ein Problem?

Nein. Der Ton ist zwar schon mal etwas rauer, aber so ist das halt in der Werkstatt, das weiß man vorher. Man muss dann einfach auch mal einen Spruch austeilen.